Katalog mit 11.000 FGFR Varianten erleichtert Einordnung bei Krebsdiagnosen

Katalog mit 11.000 FGFR Varianten erleichtert Einordnung bei Krebsdiagnosen
Katalog mit 11.000 FGFR Varianten erleichtert Einordnung bei Krebsdiagnosen

Ein Forschungsteam unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg hat über 11.000 Varianten einer wichtigen Genfamilie in Tumorzellen systematisch untersucht und einen Mutationskatalog vorgelegt. Die Ergebnisse, die am 8. Dezember 2025 in Nature Genetics veröffentlicht wurden, sollen helfen, seltener gefundene Genveränderungen schneller zu bewerten und Therapieentscheidungen zu stützen. Veränderungen an den untersuchten Genen werden demnach bei mehr als vier Prozent aller Tumoren gefunden, was in Deutschland jährlich mehr als 20.000 Patientinnen und Patienten betrifft.

Ergebnisse und klinische Bedeutung

Im Zentrum der Studie standen die Fibroblasten Wachstumsfaktor Rezeptoren, kurz FGFR. Diese Gene steuern im gesunden Gewebe Wachstumsprozesse, können aber in veränderter Form die Entstehung von Tumoren fördern. Viele der bislang gefundenen Varianten waren klinisch schwer einzuordnen, weil ihre Auswirkung auf das Tumorwachstum oder auf die Wirksamkeit von Medikamenten unklar war.

Die Forscherinnen und Forscher erstellten einen Katalog, der erstmals für Tausende bisher uncharakterisierter Varianten eine Einschätzung liefert, ob eine Mutation das Tumorwachstum fördert oder Resistenzen gegen gezielte Therapien auslösen kann. Nach Angaben der Autorinnen und Autoren stimmen die Laborbefunde in 97 Prozent der Fälle mit bereits vorliegenden klinischen Beobachtungen zu Resistenzen überein. Das spricht für die hohe Aussagekraft der neuen Daten.

Vorgehen und Validierung

Für die Analyse veränderte das Team systematisch jede Position innerhalb der FGFR Gene und untersuchte die Effekte in lebenden Zellen. Mit dieser gezielten Methode konnten die Forschenden präzise erkennen, welche Varianten aktivierend sind und welche die Wirkung zielgerichteter Medikamente beeinträchtigen. Die Studie entstand in enger Zusammenarbeit der DKTK Standorte Freiburg, Heidelberg und München.

Nach Angaben der Erstautorin Dr. Carla Tangermann und des Studienleiters Prof. Sven Diederichs lieferte die Methode eine robuste Grundlage, mit der sich genetische Diagnosen in der Klinik schneller einordnen lassen. Schon vor der offiziellen Veröffentlichung habe das Team Kliniken in Europa mit der Einordnung bestimmter Genveränderungen unterstützt, wodurch unmittelbar passendere Therapieentscheidungen möglich wurden.

Integration in die Praxis und weitere Schritte

Die Autorinnen und Autoren planen, den Mutationskatalog in internationale Datenbanken einzubringen, um behandelnden Ärztinnen und Ärzten den Zugang im Klinikalltag zu erleichtern. Zudem wollen sie die Methode auf weitere Genfamilien anwenden, um die personalisierte Krebstherapie weiter auszubauen und Unsicherheiten bei der Bewertung seltener Varianten zu verringern.

Gleichzeitig betonen die Forschenden, dass für einige Mutationen weiterhin zusätzliche klinische Daten nötig sind, bevor eine endgültige Therapieempfehlung ausgesprochen werden kann. Die Veröffentlichung ist ein Zwischenschritt, um die Lücke zwischen Grundlagenforschung und patientennaher Versorgung zu schließen.

Die Studie erschien unter dem Titel Saturation mutagenesis identifies activating and resistance inducing FGFR kinase domain mutations in Nature Genetics. DOI 10.1038/s41588-025-02431-8

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